Pressemitteilung
27.10.2023
Pressemitteilung
der SCHURA Hamburg und SCHURA Schleswig-Holstein:
Die Eskalation des Nahostkonflikts darf den gesellschaftlichen Zusammenhalt nicht belasten
Wir als Schura Hamburg und SCHURA Schleswig-Holstein haben bereits deutlich gemacht, dass wir den Terror der Hamas vom 07. Oktober gegen die Zivilbevölkerung in Israel verurteilen. Wir rufen dazu auf, die Gewalt zu beenden und die Geiseln unverzüglich freizulassen. Wir positionieren uns entschieden gegen Antisemitismus und setzen uns für den Schutz und die Sicherheit jüdischen Lebens in Deutschland ein. Wir sprechen uns gegen jegliche Form von Hass und Hetze gegenüber Jüdinnen und Juden in Deutschland aus.
Wir verurteilen die militärischen Angriffe der israelischen Regierung, die sich gegen zivile Ziele richten oder diese bewusst in Kauf nehmen. Wir beobachten mit großer Sorge, dass die Ausübung des Selbstverteidigungsrechts der israelischen Regierung nicht im Einklang mit humanitärem Völkerrecht steht. Wir sind erschüttert, dass unsere Bundesregierung sich gegen eine humanitäre Waffenruhe gestellt hat. Wir fordern unsere Bundesregierung dazu auf, der humanitären Katastrophe des palästinensischen Volkes in Gaza Rechnung zu tragen und unverzüglich der humanitären Waffenruhe zuzustimmen, als auch sofortige humanitäre Hilfe in die Wege zu leiten, die bei der palästinensischen Bevölkerung in Gaza ankommt.
Humanität ist ein demokratisches Prinzip, das auf alle Menschen angewendet werden muss, unabhängig von Herkunft und Religion. Wir fordern diesem demokratischen Prinzip in Politik und Medien Rechnung zu tragen und das Leid der palästinensischen Bevölkerung durch die verwendete Sprache oder mediale Darstellung nicht auszublenden oder zu relativieren. Politik und Medien stehen in besonderer Verantwortung, sich für ein gesellschaftliche Klima einzusetzen, das ein friedvolles Leben aller in Deutschland beheimateten Menschen gewährleistet. Wir stellen uns gegen eine pauschale Verurteilung von Musliminnen und Muslimen und gegen Antimuslimischen Rassismus. Wir stellen uns auch gegen ein Versammlungsverbot, dass die Meinungsfreiheit derer einschränkt, die ihre Stimmen für das palästinensische Volk erheben wollen. Die Stärke einer Demokratie und freiheitlichen Gesellschaft zeigt sich im friedlichen Aushalten unterschiedlicher Positionen und gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse, diese finden Ihre Schranken selbstredend dort, wo zu Hass, Hetze und Gewalt aufgerufen wird.
Als Islamische Religionsgemeinschaften treten wir entschieden für die Menschenwürde und die Wahrung der Menschenrechte aller Menschen ein. Wir trauern um die vielen zivilen Opfer und beten für einen baldigen und nachhaltigen Frieden im Nahen Osten. Wir sehen die Stärkung des Zusammenhalts als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe an. Wir werden uns als Islamische Religionsgemeinschaften weiterhin dafür einsetzen, dass der gesellschaftliche Frieden in Hamburg und Schleswig-Holstein nicht nachhaltig belastet wird.
Erinnerung zur Besonnenheit
12.10.2023
Angesichts der jüngsten Ereignisse im Nahen Osten versandten die SCHURA-Hamburg und SCHURA Schleswig-Holstein am 12.10.2023 nachfolgendes Schreiben an ihre Mitgliedsgemeinden.
Verehrte Geschwister,
wir sind als Gläubige und als Mitglieder von SCHURA-Gemeinden tief erschüttert angesichts des Leids der Menschen im Nahen Osten. Wir ringen um Worte und sind tief bewegt.
Wir wissen, dass das palästinensische Volk seit vielen Jahren vor Ort unter der Ungerechtigkeit, die durch die israelische Besatzung in Palästina hervorgerufen wird, leidet und wir leiden mit ihnen. Dennoch kann und darf sie nicht als Grund dafür herhalten, unschuldige Zivilisten zu ermorden.
Die Bilder vom Angriff der Hamas auf israelische Zivilisten lassen nur einen Teil des Leides ermessen, das die Angehörigen der Toten und Entführten jetzt durchmachen. Gleichzeitig gilt unser Mitgefühl allen Palästinensern, die nun unter den Vergeltungsschlägen der israelischen Armee leiden und ebenfalls Tote und Verletzte zu beklagen haben.
In dieser dramatischen Situation, in der wir unseren eigenen Schmerz kaum aushalten können, geht es oftmals über unsere Kräfte, die Schmerzen der anderen zu begreifen und menschliches Leid als solches anzuerkennen. Doch wir erleben es so, dass genau das in großen Teilen der medialen Berichterstattung und der politischen Landschaft gerade von uns gefordert wird. Dabei ergeht häufig der Vorwurf, wir würden die israelischen Opfer nicht anerkennen, sondern nur auf das Leid der Palästinenser verweisen.
Für viele von uns stehen die Angriffe vom Samstagmorgen in einer langen Geschichte von Unterdrückung und Widerstand gegen die israelische Besatzung. Und ja, es stimmt auch, dass die Tötung von Zivilisten bei diesen Angriffen aus dem Gazastreifen eine Form von Brutalität erreicht hat, die jedes Maß übersteigt.
Wir vermissen in der medialen Berichterstattung, dass die Komplexität des Konfliktes zu Wort kommt. Bedauerlicherweise müssen wir feststellen, dass das Leid der Palästinenser aufgerechnet und häufig geradezu bagatellisiert wird. Mit großer Sorge beobachten wir vor allem in den sozialen Medien eine Entmenschlichung von Palästinensern und Aufrufe zur Vernichtung eines ganzen Volkes angeblicher „Bestien“ und „Barbaren“. Das bereitet uns große Sorge und wir rufen dazu auf, auch in der medialen Berichterstattung nicht außer Acht zu lassen, dass die Würde aller Menschen unantastbar ist.
Wir gehen davon aus, dass es in den kommenden Tagen Kundgebungen mit einem Aufruf zur Solidarität mit Palästina geben wird. Wir wissen um den tiefen Schmerz, der in Euch wohnt, und die Ohnmacht aufgrund des langen Leides und der vielen Ungerechtigkeiten, die Angehörige und Freunde in Palästina erlebt haben und immer wieder neu erleben müssen. Wir ersehnen uns alle Frieden und ein Ende der Gewalt. Doch dafür braucht es Sicherheit und die Anerkennung der Bedürfnisse aller Menschen. Und genau dafür wollen und müssen wir uns immer wieder neu Gehör verschaffen. Damit unsere Wünsche und Forderungen aber gehört und nicht vorschnell als Terrorunterstützung missverstanden werden, möchten wir Euch zu Besonnenheit aufrufen und euch bitten:
- Bevor an einer Kundgebung teilgenommen wird, ist es wichtig sicherzustellen, von wem diese Kundgebungen organisiert wurden. Es ist davon auszugehen, dass extremistische Gruppierungen das Leid der Opfer und unser Mitgefühl ausnutzen wollen, um möglichst viele Menschen auf ihre Kundgebungen zu locken. Auf diesen Kundgebungen geht es oft nicht um legitime Ansprüche, sondern um Provokation und radikale Verschärfungen des Konflikts mit noch mehr Leid und Unruhe auch innerhalb der hiesigen Gesellschaft.
- Wir nehmen Abstand von jeglicher Form der Hassrede. Wir wissen: Schmerz und Trauer werden nicht weniger, wenn man andere hasst. „Die Juden“ sind ebenso wenig schuld am unsäglichen Leid ziviler Opfer in Gaza wie „die Muslime“. Die Hamas hat die grausamen Massaker an Zivilisten in Israel verübt und die Spirale der Gewalt ein schreckliches Stück weitergedreht. Dieser Konflikt kann nur enden, wenn alle daran arbeiten, diese Spirale zu durchbrechen! Gleiches darf nicht mit Gleichem vergolten werden. Unser Prophet, alayhi salam, hat uns Gerechtigkeit gelehrt, jedes Stammesdenken und Blutrache abgeschafft.
- Wir fragen uns in allem, was wir tun, ob unsere Taten und Worte der Botschaft Allahs und dem Vorbild unseres Propheten entsprechen: Dienen sie den Menschen und schaffen sie Frieden oder bezwecken sie das Gegenteil? Wir erinnern uns an die Aussage des Gottgesandten, alayhi salam, der auf die Frage nach Rechtschaffenheit und Sünde seinem Gefährten Wabisa antwortete : „Befrage Deine Seele, befrage dein Herz, Wabisa! Rechtschaffenheit ist es, die deine Seele und dein Herz versichert. Sünde ist es, die in deiner Seele schwingt und deine Brust einengt; auch wenn die Menschen sie in ihrem Urteil wieder und wieder gutheißen.“ (Sunan Darimi 2533)
Die schrecklichen Geschehnisse fordern uns alle als Gläubige und als Menschen heraus. Unsere Gedanken und Gebete sind ganz besonders bei allen, die Familie und Verwandte vor Ort haben und um sie bangen. Wir bitten den Allmächtigen und Barmherzigen, der uns durch Abraham, Jesus und Muhammad, Friede auf ihnen, seine göttliche Offenbarung des Friedens und des Neuanfangs geschickt hat: Möge Er den Schmerz der Hinterbliebenen lindern. Möge er Frieden und Gerechtigkeit einkehren lassen, auf das alle Menschen in Ruhe und Sicherheit leben können.
Unsere Worte und unsere Taten können weder verlorenes Leben zurückbringen noch Wunden heilen. Sie können nur eine Mahnung sein, für ein Ende der Gewalt einzutreten und an einer Zukunft zu arbeiten, in welcher alle Menschen in Deutschland, Nahost und der gesamten Welt ohne Angst leben und in Frieden aufwachsen können. Wir bitten Allah, unseren barmherzigen Schöpfer, unsere Gebete zu erhören, Amin.
Stellungnahme zur Eskalation des Nahostkonflikts
08.10.2023
„Herr, Du bist der Friede und von Dir ist der Friede“
Die SCHURA Hamburg und die SCHURA Schleswig-Holstein äußern angesichts der erneuten Eskalation des Nahostkonflikts ihre Besorgnis.
Mit Schrecken und Bestürzung erreichten uns am gestrigen Tag die Nachrichten von einer neuerlichen Eskalation des Nahostkonfliktes. Als SCHURA Hamburg und SCHURA Schleswig-Holstein sind wir mit unseren Gebeten und Gedanken bei allen Opfern. Aufs Schärfste verurteilen wir die Gewalt gegen Zivilisten sowie die Entführung Unschuldiger.
„Es braucht eine Friedenslösung, mit der die Menschen in der Region gut leben können“, sagt der Vorsitzende der SCHURA Hamburg Fatih Yildiz. Das menschliche Leid vor Ort sei unermesslich. „Deshalb muss nach einer langfristigen und gerechten Lösung gesucht werden.“ Dies müsse aber am Verhandlungstisch geschehen.
Fatih Mutlu, Vorsitzender der SCHURA Schleswig-Holstein äußert zudem, dass weder Muslim*innen, noch Jüdinnen*Juden in Deutschland für diese erneute Eskalation von Gewalt in Mithaftung genommen werden dürften. “Wir appellieren in Anbetracht des menschlichen Leids an das Gewissen aller Beteiligten, Frieden und Gerechtigkeit zum obersten Ziel zu machen”, so die Vorsitzenden.
Angesichts des unaussprechlichen Leides in Nahost, rufen wir mit Nachdruck dazu auf, das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Menschen mit verschiedenen Herkünften und Geschichten in diesem Land zu erhalten, zu stärken und auszubauen.
Wir wollen uns in unserer Trauer beistehen und gegenseitig unterstützen. Wir wünschen uns, dass die Gotteshäuser aller Religionen dieser Tage Orte des Gebets, der Einkehr, der Trauer und des Friedens sind, werden und bleiben.
Tag der offenen Moschee
Der Tag der offenen Moschee findet seit 1997 jährlich am 03. Oktober statt. Dieser Tag, oft auch TOM genannt, wurde durch den Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) gegründet. Neben dem ZMD beteiligten sich ebenfalls weitere islamische Dachverbände an der...
Vorstandswahl 2022
Die SCHURA Schleswig-Holstein e.V. kam am 15. Mai 2022 zu einer Mitgliederversammlung in Neumünster zusammen und wählte im Rahmen dessen einen neuen Vorstand. Neben einer personellen Änderung der stellvertretenden Vorsitzenden, wurden weitere neue Namen in den...
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